Die Handschuhmacher von Kaaden - Kaaden-Duppau

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Die Handschuhmacher in Kaaden

von Vanessa Hünkemeier


Die Handschuherzeugung war in alter Zeit kein eigenes Gewerbe. Handschuhe aus Leder erzeugten früher die Beutler, die ihren Namen erhielten, weil sie Beutel aus Leder machten. Es gab schon 1764 die Zunft der Beutler-, Handschuh- und Wätschgermeister, die Lederhosen, Degen- und Hirschfänger-Kuppeln, Säbeltaschen, Beutel, Ranzen und Handschuhe herstellte.
Die Erzeugung feiner Handschuhe wurde erst von ungefähr 1800 an betrieben und nur noch wenige Meister stellten noch Lederhosen her.
Im Jahre 1784 schlossen sich die Handschuhmachermeister in Kaaden zu einer neuen Vereinigung zusammen. Die Landesregierung bewilligte den Antrag die Kaadner Handschuhmacher mit der Kaadner Sattlerzunft zu vereinigen. Diese Vereinigung bestand nur kurze Zeit. Beide blieben selbständig und unabhängig.
Am 31. Oktober 1784 wurden folgende Meister in die Zunft aufgenommen: Vormeister Anton Josef Hammer, die Meister Ignatz Christer, Johann Georg Trenkwald, Leopold Schmidbach, Ignatz Wenzl, Mathias Wallner, Wenzl Fischer, Johann Männl, Ignatz Plath.
Die Zunft, wohl auch Bruderschaft genannt, umfasste die Meister, Gesellen und Lehrlinge der Handschuhmacher. Der Vormeister oder Obermeister stand der Zunft vor. In der Zunftlade wurden alle wichtigen Dokumente und das Zunftsiegel aufbewahrt. Das älteste Zunftsiegel der Handschuhmacher in Kaaden ist ein spannischer Schild mit einer Krone. Der Schild ist durch zwei Querstriche in drei Felder geteilt. In dem obersten Feld ist eine Handtasche, links davon ein St und rechts ein K (Stadt Kaaden), im mittleren Feld ist ein Handschuh und im dritten ein Lederbeutel und die Jahreszahl 1784.
Handschuhmachermeister Leopold Männl, Meister von 1804 an, fertigte als erster Handschuhe aus weiß gebleichtem Leder.
Der französische Schichtelschnitt wurde durch Karl Klenert bekannt, der 1849 in Kaaden Meister wurde.
Der Handschuhmachermeister Josef Müller stellte im Jahre 1830 weibliche Kräfte zum Nähen von Handschuhen ein und brachte damit der Handschuherzeugung großen Aufschwung.
Die Kaadner Handschuhe wurden in fernen Ländern durch den mutigen Josef Stamm bekannt. Im Auftrag der Meister Josef Müller und Laurenz Kliebhan reiste er nach Wien, Ungarn und in die Balkanstaaten. Hierbei schuf er neue Handelsbeziehungen für den Absatz der Kaadner Handschuhe und fand neue Bezugsquellen von Leder. 1852 machte er sich als Meister selbständig und wurde der größte Handschuherzeuger in Kaaden.
Am 20. Dezember 1859 wurde die Gewerbefreiheit eingeführt, wodurch alle Zunftordnungen ungültig wurden. Nach Einführung der Gewerbefreiheit wurde die Lehrzeit von 3 Jahren oft umgangen und bis auf ein Jahr herabgesetzt.
Die Genossenschaft der Handschuhmacher bildete sich am 02.Oktober 1864 neu.
Am 01.Februar 1872 vereinigten sich die Kaadner Handschuhmachergehilfen, um einen Verein zu gründen, der den Mitgliedern bei Krankheit eine Unterstützung gewährte und durchreisenden, arbeitslosen Handschuhmachergehilfen einen Reisebeitrag zahlte.
Die Statuten des Unterstützungsvereines der Handschuhmachergehilfen in Kaadner wurden am 11. Dezember 1872 umgeändert durch den Ausschuss: Anton Zienert, Emanuel Taut, Josef Kareis, Viktor Löv, Alois Weiß, Josef Renner, Franz Mach, Heinrich Kunz.Die Genossenschaft zählte in der Zeit vor 150 Jahren 207 Meister als Mitglieder. Der größte Zuwachs an Meistern erfolgte von 1864 bis 1900. In diesen vier Jahrzehnten betrug er 25 + 20 +12 + 17 = 74. Das beweist einen bedeutenden Aufschwung in der Handschuhfabrikation der Stadt Kaaden.
Vom 30.Juli 1914 bis 22. Februar 1915 gehörten der Handschuhmachergenossenschaft 31 Fabrikanten an, bei denen über 240 Gehilfen, Zurichter, Färber und Dresseure und ca. 800 Näherinnen beschäftigt waren. Im Jahr 1914 wurden ungefähr 630 000 Stück Leder zu 100 000 Dutzend Paar Handschuhen verarbeitet. Die Zahl der Handschuhmachergehilfen und der Näherinnen war in der Bevölkerung Kaadens beachtlich.
Quelle: Festschrift zum 150jährigen Bestand der Genossenschaft der Handschuhmacher in Kaaden, erschienen im Verlag der Handschuhmachergenossenschaft im Jahr 1934, Druck von W. Hönl in Kaaden.

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